90 Prozent der deutschen Unternehmen im Immobiliensektor bewerten die Digitalisierung als sehr relevantes Handlungsfeld. Die Digitalisierung der Branche nimmt Fahrt auf: Ganze elf Prozent des Jahresumsatzes werden im Schnitt in Digitalisierungsmassnahmen investiert. Das sind Ergebnisse einer Umfrage, die der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) gemeinsam mit der Beratungsgesellschaft EY Real Estate durchgeführt hat.
Erst am Anfang
Mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie sich derzeit in der Etablierungs- beziehungsweise Entwicklungsphase befinden. Hier geht die Digitalisierung bereits über das reine Beobachten und Experimentieren mit isolierten Einzellösungen hinaus. Sechs Prozent der Befragten zählen sich zur «digitalen Exzellenz» und sind somit vollständig digital aufgestellt. Im europäischen Vergleich hingegen sieht sich die deutsche Immobilienwirtschaft selbstkritisch und überwiegend erst als durchschnittlich oder gar unterdurchschnittlich fortgeschritten (jeweils 46 Prozent der Befragten).
Treiber der Digitalisierung
Als Haupttreiber der Digitalisierung nannten die Umfrageteilnehmer Investoren, Projektentwickler und Planer. Bei diesen Akteuren wird auch die grösste Veränderung der Geschäftsmodelle erwartet. Eine gewichtige Ursache dürften hier das Building Information Modeling (BIM) und die damit verbundenen Veränderungen in Entwicklung und Betrieb sein. Asset Manager werden von 59 Prozent der Befragten als wesentliche Kraft angesehen. Technischen Gebäudedienstleistern und Facility Managern wird eine ähnliche Rolle zugesprochen (58 Prozent).
Herausforderungen: Fachpersonal und digitale Strategien fehlen
Eine der grössten Herausforderungen im Hinblick auf die digitale Transformation stellen für 72 Prozent der Befragten mangelnde personelle Ressourcen dar. Aufgrund der Digitalisierung ergeben sich neue Berufsbilder in der Branche. Die Konkurrenz um digitale Talente mit anderen Wirtschaftssektoren ist gross.
Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass es an einer unternehmensübergreifenden Digitalisierungsstrategie fehle (66 Prozent). Als weitere gewichtige Herausforderungen identifizierten die Befragten eine mangelhafte Datenqualität und -struktur (65 Prozent) sowie veraltete und nicht integrierte Software (58 Prozent).
Entwicklungen in naher Zukunft
Potenzial für die Gegenwart und die nahe Zukunft sieht ein überwiegender Teil der Umfrageteilnehmer im Einsatz mobiler Arbeitsgeräte (78 Prozent) und von Cloud-Technologien (74 Prozent). Eher mittelfristiges Potenzial sehen die Befragten im Bereich Big Data / Data Mining / Data Analytics. Ein dafür grundlegendes Feld ist Smart Metering, insbesondere zur Datengenerierung. Mittelfristiges Potenzial wird auch in der Virtual/Augmented Reality und im 3D-Druck gesehen.
Digitale Immobilien
Technologien und Anwendungen, die an der Immobilie selbst ansetzen, sei es bei der Planung, beim Bau, im Betrieb oder bei der Transaktion, lassen sich unter «Smart Real Estate» zusammenfassen – dem Schwerpunkt der diesjährigen Befragung. Beispiele für solche Technologien sind etwa Smart Metering, Predictive Maintenance, Sharing Economy, KI oder BIM . Den Befragten zufolge wird die digitale Transformation alle Nutzungsarten betreffen, allen voran Büroimmobilien. Ein differenzierteres Bild ergibt die Befragung hingegen im Hinblick auf Vorteile und Herausforderungen, welche die verschiedenen digitalen Technologien mit sich bringen: Knapp 60 Prozent der Befragten sehen im Datenschutz eine grosse Herausforderung und eine Hürde für Smart Metering. Als größtes Hindernis für den Einsatz von KI und Robotics identifizieren 55 Prozent der Umfrageteilnehmer die nötigen hohen Investitionskosten und rund jeder zweite die ebenfalls notwendige Nutzerakzeptanz.
Download der Studie «Smart, Smarter, Real Estate» [pdf]
Quelle: Pressemitteilung ZIA, 5. Oktober 2017